Modul 1: Einführung in die Wildkräuterkunde

Blattfärbung

 

Warum verfärben sich die Blätter im  Herbst und fallen ab?

Das Laubabwerfen der Bäume im Herbst dient als Schutzfunktion vor Wassermangel innerhalb der Frostperiode. Im Frühling und Sommer überwiegt der grüne Farbstoff in den Blättern, das für die Photosynthese unverzichtbare Chlorophyll. Es überdeckt alle anderen Pigmente.

Im Herbst wird der grüne Farbstoff Chlorophyll nicht mehr gebraucht, weil die Photosynthese bei abnehmendem Licht „zurückgefahren“ wird – der pflanzliche Stoffwechsel schaltet auf Sparflamme.

Es bildet sich eine korkhaltige Trennschicht zwischen Blatt und Zweig.
Der Abbau von lebenswichtigen Nährstoffen wie Stickstoff, Kalium, Eisen und Phosphor beginnt und wird in Ast, Stamm und Wurzelsystem verlagert.

Mit dem Verschwinden des Chlorophylls werden jetzt die anderen Pigmente sichtbar:
Xanthophylle (gelb) und die Carotinoide (gelb, orange, rot), wie zum Beispiel bei der Linde und der Buche. Bei der Buche und dem Ahorn, sind es die Anthocyane (rot, violett, blau), die eine wunderbare Rotfärbung verursachen und zu ihrer grandiosen Laubfärbung beitragen.
Wie das Chlorophyll waren diese Stoffe an der Photosynthese beteiligt und die ganze Zeit in den Blättern vorhanden.
Braun als Farbe tritt erst beim Überbleiben von Abfallstoffen auf, mit anschließendem Laubfall.

Warum fallen bei manchen Bäumen die Blätter erst im Frühjahr ab?

Vielleicht haben Sie schon bemerkt, dass manche Bäume wie Buchen oder Eichen ihre vertrockneten Blätter erst im Frühjahr abwerfen. Bei diesen Bäumen bildet sich kein Trenngewebe, sondern es werden sogenannte Thyllen aufgebaut. Das sind einwuchernde Zellen, welche die Nährstoffbahnen der Pflanze verstopfen. Die Phytohormone können jetzt nicht mehr zu den Blattstielen vordringen. Die Blätter werden meistens erst mit den Frühjahrsstürmen vom Baum gefegt.

Aus Laub wird wertvoller Humus

Durch die abgeworfenen Blätter, sorgt der Baum dafür, dass ihm im nächsten Frühjahr wieder genügend Nährstoffe zur Verfügung stehen. Dabei helfen ihnen unzählige winzig kleine Lebewesen, die das Laub der Bäume unermüdlich in Humus verwandeln – also in guten, nährstoffreichen Boden. An der Laubzersetzung sind neben größeren Tieren wie Regenwürmern, Schnecken, Asseln, Käfern, Spinnen und Tausendfüßlern, vor allem Bakterien und Pilze beteiligt.

Abgestorbene Pflanzenreste sind für den Boden der beste Dünger. Außerdem dient die Laubschicht als Versteck und Überwinterungsquartier für zahlreiche Kleintiere, darunter Nützlinge wie die Marienkäfer, die sich von den ungeliebten Blattläusen ernähren. Lässt man das Laub liegen, wird nicht nur eine umweltschonende Form der Düngung betrieben, sondern es werden gleichzeitig auch wichtige Nützlinge gefördert.

Deswegen beseitige ich das Laub und die verwelkten Heil- und Wildkräuter im Garten erst im Frühjahr, wenn ich die ersten Frühjahrsblüher entdecke.
Ansonsten würde ich erheblich eingreifen in den natürlichen Kreislauf der Natur, was ich unbedingt vermeiden möchte.

Was nützt mir ein „ordentlich“ aussehender Garten, wenn ich die natürliche
Lebensgemeinschaft von Pflanzen und Tiere zerstöre! Eine Freundin meinte mal spitzbübisch: „Ich habe keinen Garten, sondern eine „naturbelassene Spontanvegetation“, die mein Herz jedes Jahr auf’s Neue erfreut“. Auch eine tolle Bezeichnung für einen wilden Garten, wo Mensch und Tier im Einklang leben oder?