Modul 1

Herbarium anlegen

 

Was ist das überhaupt – ein Herbarium?

Diese Frage ist einfach zu beantworten: Ein Herbarium oder Herbar (aus dem Lateinischen: herba = Kraut), ist eine Pflanzensammlung getrockneter, konservierter Pflanzen bzw. Pflanzenteile für wissenschaftliche Zwecke oder auch für die Liebhaber-Beschäftigung mit der Botanik.
Wissenschaftliche Herbarien dienen dem Klassifizieren und Katalogisieren von Pflanzenarten aus allen Teilen der Erde. Mit zu den größten wissenschaftlichen Herbarien dieser Welt gehört z.B. die Harvard University Herbaria.

Mein schönstes Herbarium Buch – ein Geschenk einer lieben Kräuterfreundin. Der Bucheinband und die Blätter sind aus handgeschöpftem Papier – ein wahres Kunstwerk. Es kann aber auch einfacher gestaltet werden, keine Sorge!

Warum macht man ein Herbarium?

Ein eigenes Herbarium zu machen ist eine der vielen Möglichkeiten, Heil- und Wildkräuter, Sträucher und Bäume besser kennen zu lernen. Essbare Wildblumen z.B., die Sie zuvor vielleicht kaum beachtet haben, erkennen sie leichter wieder beim nächsten Spaziergang, da Sie sich intensiv mit der Pflanze beschäftigt haben beim Anlegen Ihres Herbars.
Die Menschen haben schon früh angefangen, alle Pflanzen, die sie kannten, zu sammeln, trocknen und zu pressen. Solche Pflanzensammlungen dienen dazu, gesammeltes Wissen über Pflanzen zu erhalten und weiterzugeben. Sie können sich ein Herbarium wie eine Art Lehrbuch vorstellen, Ihr eigenes botanisches Nachschlagewerk. Durch das Herbarium erhalten Sie eine sowohl praktische als auch ästhetische Möglichkeit Ihre gepressten Pflanzen für lange Zeit zu erhalten.

Einige Utensilien, die hilfreich sind, um ein Herbarium anzulegen

Aufbewahren Ihrer Pflanzenschätze

Um getrocknete Pflanzen betrachten, mit ihnen arbeiten und sie Platz sparend aufbewahren zu können, klebt man sie auf Papierbögen, die „Herbarbögen“ genannt werden. Diese Aufbewahrung erleichtert das Anschauen der Bögen bei einer großen Pflanzenanzahl.

Papierbögen, sogenannte Herbarbögen

 

Die Einzelbögen mit Ihren gesammelten, getrockneten und gepressten Pflanzen können in Schachteln gesammelt, in Briefumschlägen aufbewahrt, in einem Leitzordner abgeheftet oder zu einem Buch gebunden werden.

Möchte ich wirklich frische Pflanzen verwenden?

Bevor Sie Pflanzen oder Teile von ihnen sammeln, sollten Sie für sich selbst prüfen, ob ein Foto, eine Zeichnung oder ein Film nicht das gleiche Ergebnis bringen.

Herbarium mit eigenen Pflanzenfotos

Dieses liebevoll gestaltete Herbarium als Fotobuch gestaltet mit einer herrlichen Beschreibung des Heilkrautes hat mir eine ehemalige Kräuterausbildungs-Teilnehmerin geschenkt, was mich sehr begeistert hat. Auch eine tolle Idee!

  • Anlegen eines Herbariums mit frischen Pflanzen
  • Die Bestimmung der Pflanze erfolgt am besten gleich vor Ort oder direkt nach dem Sammeln zu Hause. Am einfachsten können Pflanzen anhand ihrer Blüte bestimmt werden. Deswegen ist die ideale Zeit für das Anlegen eines Herbariums der April bis August, wenn besonders viele Pflanzen blühen.
  • Sammeln Sie möglichst unbeschädigte Pflanzen.
  • Transportieren Sie die Pflanzen am besten in einer Plastiktüte oder in einem verschließbaren Gefrierbeutel, damit sie länger frisch bleiben und ihre Gestalt und Farbe erhalten bleibt.
  • Als Erinnerungsstütze: Name, Datum und Fundort auf einem Zettel notieren und beilegen.
  • Pressen und trocknen Sie die Pflanzen sachgerecht, so schnell wie möglich.

Wie pressen Sie die Pflanzen optimal?

Pflanzen pressen mit einer Pflanzenpresse

Zum Pressen können Sie eine Pflanzenpresse, auch manchmal Blumenpresse oder Kräuterpresse genannt, aus Holz verwenden. Die Kaufangebote im Internet dafür sind vielfältig. Kreativer ist es natürlich sie selbst zu basteln, mit ein paar Schrauben und Holz- oder Pappresten. Auch dafür finden Sie im Internet viele Bauanleitungen.

So sehen meine selbst angefertigten Kräuterpressen aus.

Pflanzen pressen in einem dicken Buch

Ich verwende die für mich einfachste und effektivste Methode, da sie keine spezielle Ausrüstung erfordert, außer saugfähigem Papier und schwere Bücher.

Die Pflanzen werden dafür auf ein saugfähiges Papier gelegt und so drapiert, dass Stiele, Blätter und Blüten nicht geknickt sind oder übereinanderliegen. Die Pflanze etwas flach drücken und dann legen Sie ein weiteres Blatt Papier darauf. Gut geeignet sind Lösch-, Zeitungs- oder Druckerpapier im DIN-A4-Format.

Nun werden die Papierblätter in ein dickes Buch mittig eingelegt, da beim Pressen vor allem der gleichmäßige Druck sehr wichtig ist. Das Buch vorsichtig verschließen. Obenauf mindestens 2 dicke Schmöker legen, um das Buch zusätzlich zu beschweren – so erfolgt eine optimale Pressung.

Beim Pressen und Trocknen der Pflanze wird empfohlen alle 2–3 Tage nachzusehen, ob das verwendete Papier, auf dem die Pflanze liegt, noch trocken ist. Gerade in der Anfangszeit tritt noch viel Feuchtigkeit aus der Pflanze aus, und das Papier sollte gegen trockenes Papier ausgetauscht werden. Ich mache das meist nicht und es funktioniert trotzdem, außer bei sehr dickfleischigen saftigen Kräutern.
Die Pflanze ist vollständig trocken, wenn sie sich nicht mehr biegen lässt.

Wie lange dauert es, die Pflanzen in einem Buch zu pressen?

Ähnlich wie bei einer Blumenpresse dauert die Pressung in einem Buch etwa zwei Wochen. Auch hier hat die Dicke, Größe und Beschaffenheit der Pflanzen einen großen Einfluss auf die Trockendauer. Warme, trockene Heizungsluft kann den Prozess beschleunigen.

Es ist wichtig, das Pflanzengut erst weiterzuverarbeiten, wenn es vollständig getrocknet ist, im schlimmsten Fall könnten Ihre Pflanzen sonst irgendwann anfangen zu schimmeln.

Vollständig getrocknete Blumen sind sehr empfindlich. Verwendet sie am besten eine Pinzette, um die zarten Schönheiten aus dem Buch zu lösen.

Befestigen der vollständig getrockneten Pflanzen auf einem Herbarbogen und Beschriftung

Befestigen Sie die getrocknete Pflanze an einigen wenigen Stellen vorsichtig auf den Herbarbogen mit kleinen Klebestreifen (gummiertes Papier, das in dünne Streifen geschnitten wird). Dabei sollten Sie unbedingt darauf achten, dass bestimmungsrelevante Merkmale nicht von den Klebestreifen verdeckt werden!

Eine andere Möglichkeit ist es, die Pflanze direkt auf den Bogen zu kleben. Das ist möglich, wenn man vorsichtig arbeitet. Der Klebstoff verteilt sich beim Andrücken der Pflanze leicht auch neben den Pflanzenteilen.

Anschließend wird der Herbarbogen mit der befestigten Pflanze beschriftet mit allen für Sie wichtigen Daten, die Sie zu der gesammelten Pflanze benötigen, um Ihr Wissen am besten zu erweitern:

  • Der deutsche und lateinische Name der Pflanze
  • Pflanzenfamilie und Gattung
  • Fundort und Datum
  • Standort (beschreibt beispielsweise den üblichen Lebensraum der Pflanze, wie Waldränder, Feuchtwiesen etc.).
    Ein Inhaltsverzeichnis komplementiert das Herbarium.

Anschließend laminiere ich dann noch das Herbarium-Pflanzenblatt, wodurch meine Pflanzenschätze optimal vor Schmutz und Feuchtigkeit geschützt werden und sie sich lange als funktionales Arbeitsmittel eignen. Achten Sie jedoch darauf, dass die Pflanze nicht zu dick, bzw. zu erhaben aufliegt (z.B. bei Flockenblumen, da das Blütenkörbchen sehr prall gefüllt ist).
Falls ich die Laminiermethode nicht anwenden kann, überklebe ich den fertig gestellten Herbarbogen vorsichtig mit einer transparenten Klebefolie DIN A4.

Meiner Meinung nach ist es wichtig zumindest einmal ein Herbarium angelegt zu haben. Es macht zwar etwas Mühe, aber es ist wunderbar so ein herrliches selbstgemachtes Nachschlagewerk in den Händen zu halten. Vielleicht können Sie auch ihre Kinder, Enkel oder Freunde inspirieren zu helfen, dann wird Ihr Wissen gleich mühelos und mit viel Freude weitergegeben.Falls ich die Laminiermethode nicht anwenden kann, überklebe ich den fertig gestellten Herbarbogen vorsichtig mit einer transparenten Klebefolie DIN A4.

Ich wünsche Ihnen ein fröhliches Sammeln in herrlicher Natur, genießen Sie die frische Luft, den Duft der Wildkräuter und lauschen Sie der Botschaften, die Ihnen vielleicht die Naturwesen überbringen.
Gutes Gelingen beim Herstellen Ihres persönlichen Herbariums, egal viel Zeit und Geduld Sie investieren möchten.