Modul 2: Sammeln, Trocknen und Lagern

Optimales Sammeln und Ernten der Kräuter

Optimales Sammeln und Ernten

der Wildpflanzen – wie geht das?

„Selbst sammeln“ ist für mich wichtig. Da weiß ich, wo ich gesammelt habe und kann selbst beurteilen, ob es ein guter Platz ist.

„Traue nicht dem Ort, an dem kein Unkraut wächst.“

Weltweit werden rund vier Millionen Tonnen Pestizide ausgebracht. Deutschlands Landwirte haben 2018 etwa 29 000 Tonnen Pestizidwirkstoffe auf Äcker und Felder gesprüht. Ende 2018 waren 285 Wirkstoffe zugelassen, die die Hersteller zu 872 verschiedenen Pestiziden kombinieren. Dieses Zahlen erhebt jährlich das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebsnsmittelsicherheit. 

Wo Hunde Gassi geführt werden, wo mit Pestiziden gearbeitet oder Flächen intensiv landwirtschaftlich genutzt werden sammele ich nicht. Außerdem nicht in Naturschutzgebieten, da ist sammeln verboten. Gefährdete oder geschützte Pflanzen sind natürlich auch tabu! Es gibt eine Rote Liste der gefährdeten Pflanzenarten, in der geschützte Pflanzen zu finden sind. Sie ist im Buchhandel oder im Internet erhältlich.

Auf diesem Acker wurden alle „essbaren Unkräuter“ vernichtet. Dementsprechend kahl und ausgelaugt ist der Boden! An den Rändern solcher Ackerflächen sammele ich natürlich auch nicht.

Nun werden Sie sich fragen, wo kann ich denn noch sammeln, wenn ich keinen eigenen Garten habe?

Gehen Sie mit offenen Augen in der Natur spazieren. Sie werden immer wieder wunderbare Fleckchen finden, wo Sie das Gefühl haben, hier ist die Natur noch in Ordnung wie z.B. Brachflächen, Waldlichtungen, Hecken, Bachläufe und natürlich
bei Menschen im Garten, die keine Pestizide und Dünger verwenden. Die freuen sich, wenn Sie das „störende Unkraut“ wegnaschen.

Falls ich Kräuter kaufe, achte ich darauf, dass ich Bioware kaufe. Denn die meisten bei uns verkauften Tees/Gewürze werden in Drittländern angebaut und dort gibt es teilweise andere Hygienevorschriften. Deswegen dürfen „Nicht-Bio“-Kräuter und Gewürze in Deutschland bestrahlt werden, um evtl. Mikroorganismen abzutöten.

„Wildes Grün“, in der Natur gepflückt, hat mehr Inhaltsstoffe, Vitamine, Mineralien, Vitalstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe als Kulturgemüse.
Besonders unsere heimischen (Un-) Kräuter, sind pure Energie.

Wildkräuter sind die wahren Lebensmittel – gesund, lecker und sehr nützlich für Mensch und Tier.

Was Sie beim Sammeln beachten sollten:

  • Beginnen Sie beim Sammeln mit wenigen Pflanzen, die Sie wirklich gut kennen, denn es gibt auch einige giftige Kräuter, bzw. Pflanzen die z.B. heftige Magen-Darmprobleme verursachen können. Pflücken Sie nur das, was Sie zweifelsfrei sicher erkennen!
  • Sammeln Sie sorgfältig und behutsam und reißen Sie dabei die Wurzeln nicht aus, wenn sie nicht benötigt werden.
  • Sammeln Sie schonend – es sollte nicht erkennbar sein, das gepflückt wurde. Mittlerweile plündern Menschen die Bestände (wie zum Beispiel den Bärlauch) und ernten viel zu viel. Das ist purer Egoismus und Raubbau an der Natur. Es ist genug für alle da, wenn wir achtsam mit der Natur umgehen!
  • Wechseln Sie häufiger den Standort. Die Pflanzen sollen sich noch aussamen und nächstes Jahr wieder wachsen können. Mutter Natur wird es Ihnen danken!
  • Trampeln Sie nicht durch das Gelände und drücken alles nieder, sondern achten Sie darauf wo sie hintreten.
  • Ernten Sie nur kräftige und gesunde Pflanzen. Überprüfen Sie z.B. auch die Blattunterseite auf Schimmel, Ungeziefer, Schaum von Eiablage etc.
  • Sammeln Sie nur den Bedarf für ein Jahr. 
  • Am besten ist es, mit der Hand die Pflanze zu ernten, bzw. abzuknipsen.

  • Für manche Kräuter ist es leichter, eine Schere oder ein Messer zu verwenden, wie z.B. beim harten Stängel der Schafgarbe, man reißt sonst leicht die Wurzel mit aus. Ich bevorzuge hierfür gerne Werkzeuge aus Keramik, die mittlerweile überall im Handel erhältlich sind.

Warum verwende ich wenn möglich keine Schere oder ein Messer aus Metall beim Ernten?

Früher sagte man: „Sine ferro“, was bedeutet „ohne Eisen“ sammeln.
Das Eisen – Symbol für Waffen, Krieg und Unterdrückung – durfte beim Schneiden von heilkräftigen Kräutern nicht benutzt werden.
Eisen galt in den ganz alten Kulturen, in denen Muttergottheiten verehrt wurden, als unreines Material und wurde bei der Zubereitung von Kräuterheilmitteln nicht verwendet.

Keramik, eine gute Alternative zu Metall

Die Wurzeln von Pflanzen im Spätherbst grabe ich gerne mit einem Hirschgeweih oder einem Rehhorn aus, welche ich schon manchmal bei meinen Waldspaziergängen gefunden habe.

Es ist anstrengender als mit einem Metallspaten zu graben, aber probieren Sie es aus – es ist eine ganz besondere Erfahrung!

Hirschgeweih und Rehhörner zum Graben für Wurzeln, anstatt eines Metalspatens.

Es gibt auch Gartengeräte aus Kupfer zu kaufen. Durch den Abrieb der kupfernen Werkzeuge werden Spurenelemente in den Boden eingebracht welche den enzymatischen Vorgängen im Gartenboden helfen und zur Bodenverbesserung beitragen.
Kupfer hat einen geringeren Reibungswiderstand als Eisen oder Stahl. Kupfergeräte dringen leichter in die Erde ein und es bleibt weniger Erde kleben! Außerdem ist Kupfer ist nicht magnetisch und so wird das natürliche Spannungsfeld im Boden bei der Arbeit mit Kupfergartengeräten kaum gestört. Dies verbessert den Wasserhaushalt im Boden.

Natürlich können Sie auch mit den Händen „buddeln“, wie wir es früher als Kind noch gemacht haben – da sind wir mit den Erdkräften am stärksten verbunden.

Ohne gute Erdung in unserer medienüberfluteten Welt fehlen Stabilität und der innere Halt, um die Dinge im Hier und Jetzt ruhig und gelassen anzupacken.
Ein guter Kontakt zu Mutter Erde unterstützt uns, damit uns nicht jeder „Windstoß“ von außen aus dem Gleichgewicht bringt – eine Burnout-Prävention!

Wichtig ist es, die Löcher nach der Wurzelgrabung wieder zu verschließen und sich zu bedanken.

  • Beachten Sie die Wetterbedingungen und die Tageszeit:
    Nach starken Regenfällen sind Pflanzen für etwa zwei Tage wirkstoffärmer, genauso bei starker Trockenheit. Der Wirkstoffgehalt schwankt auch im Laufe des Tages, deshalb ist die Tageszeit der Ernte von Bedeutung.
    • Kräuter mit ätherischen Ölen wie z.B. die Wasserminze oder den Quendel ernten Sie bei Blühbeginn oder zur Vollblüte kurz vor der Mittagszeit, wenn die Sonne die ätherischen Öle schon „hoch gelockt“ hat, sie aber noch nicht „verpufft“ sind. Die Pflanzen schützen sich durch das Verdunsten ihrer ätherischen Öle vor zu großer Hitze.
    • Kräuter ohne ätherische Öle ernten Sie am frühen Vormittag, wenn die Sonne den Morgentau getrocknet hat.
    • Wurzeln ernten Sie am frühen Morgen, weil nachts viele Wirkstoffe in die Wurzel zurückfließen und erst morgens wieder in die oberen Pflanzenteile hoch strömen.

Mein persönlicher Tipp:

Ich achte auf das Wetter, wenn ich meinen Wintervorrat anlege oder
Heilmittel, wie Tinkturen etc. herstelle. Wenn ich mir aber schnell eine Kräutermahlzeit zubereiten möchte, dann hole ich mir die Powerpflanzen in der Natur, auch wenn das Wetter gerade nicht optimal ist. Sie schmecken sehr gut und enthalten immer noch mehr Stoffe, als die im Laden gekauften Pflanzen! Im Alltag ist es mir nicht immer möglich das Optimalste zu machen, aber das ist okay, entspannt das Ganze und macht trotzdem Freude!

  • Mondeinfluss:
    Wer möchte, kann beim „Gärteln“ die kosmischen Kräfte der Mondphasen mit einbinden, wie es z.B. Maria Thun und andere kräuterkundige Menschen, empfehlen. Besorgen Sie sich dazu einen entsprechenden Mondkalender.
  • Jahreskreisfeste:
    Bei vielen rituellen Jahreskreisfesten, wie z.B. Beltane / Walpurgisnacht oder Johanni (um den 21. Juni), werden gerne Kräuter gesammelt, diese sollen besonders kraftvoll sein.
Das feiern der Jahreskreisfeste lässt uns Innehalten im "Gewühle" der Zeit.
  • Kommunikation mit den Pflanzenwesen: Pflanzen sind für mich Lebewesen – mit ihnen ist eine Kommunikation möglich. Nur sind wir meist blind und taub dafür. Wenn wir unsere Sinne für sie wieder öffnen, können sie uns äußerst interessante „Gesprächspartner“ sein. 2005 wurde von einer Gruppe von Wissenschaftlern ein neuer Forschungszweig ausgerufen: die Neurobiologie. Pflanzen kommunizieren auf vielfältige Art und Weise mit ihrer Umwelt. Sie registrieren ununterbrochen zahlreiche Umweltparameter und nehmen andere anwesende Pflanzen und Tiere wahr. Sie können nicht nur – im übertragenen Sinne – sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken, sie haben auch noch andere Wahrnehmungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel einen „Sinn für Feuchtigkeit“, das heißt eine Art Hygrometer, sowie Sensoren für die Schwerkraft, die Amyloplasten (vgl. Mancuso & Viola 2015:78). Auf der Grundlage dieser Wahrnehmungen treffen Pflanzen komplexe Entscheidungen, zum Beispiel, in welche Richtung sie wachsen, ob sie mehr Blätter oder mehr Wurzeln ausbilden, ob sie Fressfeinde abwehrende Stoffe in ihre Blätter einlagern, ob sie ihre Spaltöffnungen öffnen oder schließen sollten, um entsprechend Transpiration zu vermindern oder die C02-Aufnahme zur Fotosynthese zu optimieren. Diese Forschungsergebnisse geben uns Anlass, die Pflanzen als intelligente, bewusste Lebewesen anzuerkennen (vgl. Mancuso & Viola 2015:126). Nur wie die pflanzlichen Zellen diese Informationsmengen verarbeiten, ist bisher unverstanden. In den kommenden Jahren werden mit Sicherheit noch viele spannende Entdeckungen auf diesem Gebiet gemacht. Wenn wir mit dem Grundgedanken des schamanischen Weltbildes vertraut sind: „Alles ist mit allem verbunden“, dann können wir unser Denken sowieso nicht von den Pflanzen trennen.

Mein persönlicher Tipp:
Über Bitten, Danken und einem Energieausgleich freut sich die Natur, z.B. in Form eines Liedes oder mit einem kleinen Ritual. Auch ein wenig Reis, ein kleiner Edelstein oder ein eigenes Haar als Dank gestreut erfreut die Naturwesen.

  • Gesammelte „Wilde Schätze“ in einem Korb, einer Papiertüte oder einem Stoffbeutel transportieren.
    Wenn möglich, keinen Plastikbeutel verwenden, das lässt Pflanzen „schwitzen“ und fördert die Zersetzung von Eiweiß.
    Im Bedarfsfall ist auch mal ein Regenschirm sehr hilfreich für den Transport nach Hause, wenn gerade nichts anderes zur Hand ist.
Ein Regenschirm tut`s auch, wenn kein Sammelkorb vorhanden ist.

Tipp: Um die Pflanzen an heißen Tagen frisch zu halten, legen Sie diese in einen flachen Korb, der mit einem feuchten Küchentuch ausgelegt ist. Dieses gleich nach dem Sammeln über das Erntegut zusammenschlagen. Das Tuch immer ab und zu mit Wasser (zum Beispiel aus einer Sprühflasche) besprühen.

Die gesammelten Pflanzen waschen oder nicht waschen?

Stellen Sie sich bitte vor:

Sie haben zwei Handvoll zarter Gänseblümchen oder Veilchenblüten gesammelt und waschen sie. Bestimmt erahnen Sie wie die empfindsamen
Blütenstrahlen nun aussehen. Aber jeder muss da für sich selbst entscheiden!

Hier dauert`s nicht lange bis der Sammelkorb gefüllt ist.