Modul 3: Pflanzenporträts

Königskerze

Verbascum densiflorum // Mullein

Die einzigartig majestätisch in den Himmel ragende Königskerze zieht die Blicke auf sich und sollte in keinem Garten fehlen. Sie ist ein echter Star in unserer heimischen Pflanzenwelt. Auffallend, schön, bereichernd und heilsam für uns Menschen, zudem ernähren sich unzählige Insektenarten und Bienen von der Pflanze.

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Beschreibung / Botanik

Die Gattung Verbascum gehört zur Familie der Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae) und umfasst etwa 300 Arten weltweit. Acht davon sind in Deutschland heimisch. Bei uns in der Gegend sehe ich meist die Große Königskerze (V. densiflorum) und deren ebenfalls heilkräftigen Verwandten, allerdings mit kleineren Blüten:

  • Filzige Königskerze (V. phlomoides)
  • Kleinblütige Königskerze (V. thapsus)
  • Schwarze Königskerze (V. nigrum) mit violett behaarten Staubblättern.

Im Mittelmeerraum begrüßt mich häufig die Gewelltblättrige Königskerze
(V. undulatum). Sie ist viel kleiner und schützt sich mit ihren stark behaarten, gewellten Blättern vor zu viel Sonneneinstrahlung.

Nachfolgend möchte ich mich auf die Großblütige Königskerze beschränken.

Der zweijährige Lichtkeimer bildet im ersten Jahr aus der Pfahlwurzel eine Blattrosette aus, mit großen graufilzigen behaarten Blättern. Diese feinen Härchen schützen die Pflanze im Sommer vor Schneckenfrass und Austrocknung, auch an den heißesten Standorten und im Winter vor Frost.

Die Blattrosette könnte man verwechseln mit dem Fingerhut, welcher giftig ist. Hier im Bild sehen Sie auf der rechten Seite die Rosette der Königskerze und links im Bild die Rosette des Fingerhuts. Bitte sind Sie achtsam!

Im zweiten Jahr schraubt sich der kerzenförmige Stängel von Verbascum, manchmal bis zu drei Meter in die Höhe. An ihm sitzen, wie an einer Ähre, goldgelb leuchtende Blüten, die leicht honigartig duften. Immer wenn sich ein Blütenkelch schließt, öffnet sich weiter oben ein anderes „Blütenlicht“. Die Blüten schrauben sich regelrecht in den Himmel. Alles an ihr strebt dem Licht entgegen. Täglich können sich bei einer Pflanze 50 bis 100 Blüten – bei kräftigen Pflanzen – entwickeln.

Vorkommen / Jahreszeit

An windgeschützten, trockenen und sonnigen Standorten, wie Waldlichtungen, Böschungen, Ödland, Bahndämmen und Kiesgruben, ist die Pflanze nicht zu übersehen. Ihre Blütezeit ist von Juni bis September.

Inhaltsstoffe

Wir finden Aucubin, Schleimstoffe, Triterpen-Saponine, Flavonoide, Carotinoide, Phytosterole und ätherisches Öl in den Blüten.
Zwischen 9:00 bis 10:00 Uhr erstrahlen die meisten Blüten und entfalten ihre meisten Heilstoffe. Zupfen Sie die zarten Blüten vorsichtig aus ihren Kelchen, sie sind sehr druckempfindlich. Mittags werden die Blüten bereits schlaff und fallen langsam ab. Auch die Blätter enthalten Wirkstoffe. Ich pflücke diese jedoch nicht, da die Pflanze dann ihre Standfestigkeit verlieren und bei kräftigem Wind leicht umknicken kann.

Gesundheitliche Wirkungen

Die Königskerze ist in der kalten Jahreszeit ein hilfreicher grüner Schatz aus der Apotheke der Natur. Die empfindlichen Blüten müssen allerdings zügig getrocknet und sachgerecht gelagert werden, sonst schimmeln sie oder verlieren ihre gelbe Farbe.

  • Bronchitis, Husten, Asthma – Die Pflanzenschleime sind reizmildernd und die Saponine wirken schleimlösend sowie auswurffördernd bei Atemwegserkrankungen. Schon Dioscurides erwähnte die Königskerze vor circa 2000 Jahren als „Flamme gegen den Husten“. Unsere Atemwege stehen heute unter Dauerangriff durch Ozon, Abgase und trockene Heizungsluft. Dagegen können sich die Schleimstoffe wie ein Schutzfilm über
    die Schleimhäute der Atemwege legen und verhindern, dass reizende Stoffe eindringen. Aufgrund des angenehmen Geschmacks wird der Tee auch gerne
    in der Kinderheilkunde angewandt.
  • Pflanzliches Antibiotikum – Durch das Iridoid Aucubin in den Blüten kann die Heilpflanze als „Antibiotika Ersatz“ verwendet werden. Sie wirkt entzündungshemmend, wundheilend, sowie mild fiebersenkend.
  • Antiviral – Auch antivirale Eigenschaften konnten mittlerweile nachgewiesen werden.
  • Regt die Sekretion der Harnsäure in den Nieren an – Die Pflanze wirkt harntreibend.
  • Balsam für wunde Haut – Ich schätze mein selbstgemachtes „Königinnen-Öl“. Sehen Sie sich dafür mein Königskerzenvideo an. Es eignet sich vorzügliche als Einreibemittel bei Neuralgien, Entzündungen der Haut, Wunden, Verbrennungen und Hämorrhoiden. Leicht erwärmt und tropfenweise in den Gehörgang geträufelt, ist es sehr hilfreich bei Ohrschmerzen und Ekzemen im Gehörgang.

Wesen und Botschaft der Pflanze

Schon in alten Zeiten wurde Verbascum als kraftvolle Heil- und Zauberpflanze verwendet. Sie galt als Symbol für langes Leben und inneres Leuchten. Die Sonnenpflanze verbindet uns mit Himmel und Erde und lehrt uns, wie eine Königin oder ein König innerlich zu strahlen und selbstbewusst und aufrecht unseren Lebensweg zu gehen, auch wenn er mal nicht so geradlinig verläuft. Glauben Sie an Wunder!

Zauberhaftes mit Königskerze

Um ein Wunder zu sehen oder Elfen, braucht es offene, wache Augen und ein wundergläubiges Herz. Wie schon erwähnt, fallen die am Morgen erblühten Königskerzenblüten bereits am frühen Abend zu Boden. Einer Erzählung nach, sind dafür Elfen verantwortlich. Beim nächtlichen Mondschein tanzen und schwirren die Blütenelfen der Königskerze um die blühende Pflanze herum. Dabei stoßen sie in ihrem Übermut immer wieder mit den Flügeln an die Blüten – das Ergebnis des nächtlichen Treibens sehen wir dann am Morgen – überall liegen die zarten Blüten auf der Erde.

Kräuterweihe

Die Zeit zwischen dem 15. August (Maria Himmelfahrt) und 8. September (Maria Geburt) galt schon immer als eine besonders günstige Zeit zum Kräutersammeln. Diese Zeit wird auch Frauendreissiger genannt. Sie beginnt mit der Weihe eines Kräuterbuschens in der Kirche am 15. August.

Der Brauch „Würzbüschel“ zu binden, stammt aus einer Zeit in der sich ausschließlich Frauen um die Heilkunde kümmerten. Dazu sammelten sie die jeweils regional vorkommenden Kräuter und banden sie zu einem Strauß.
Als emporragendes Herzstück thronte oft eine wunderschöne Königskerze und um sie herum wurden alle anderen Pflanzen angeordnet. Traditionell bestand der Strauß aus neunerlei Kräutern, in manchen Gegenden sogar aus 77 oder 99. Das alles sind magische Zauberzahlen, um die Wirksamkeit des Sammelrituals zu erhöhen.

Dieser vom Priester geweihte Buschen bekam dann einen Ehrenplatz in der Stube. So drückten unsere Vorfahren ihren Dank für die Hilfe der Heilpflanzen aus, baten gleichzeitig um den Segen von Mutter Maria, um Schutz vor Krankheiten, Abwehr von Feuer, Hagel, Gewitter und anderen gefährlichen Situationen. In katholischen Orten ist dieser alte Marienbrauch an Maria Himmelfahrt noch heute üblich. Eine Kräuterweihe auf einer Alm in den Bergen ist für mich immer wieder ein sehr schönes Erlebnis. Dankbar sein für die Heilkräfte der Kräuter, dabei spielt für mich die Religionszugehörigkeit keine Rolle.