Modul 3: Pflanzenporträts

Beinwell

Symphytum // Comfrey

Die Pflanze wurde früher Knochen-Heilerin genannt. Bereits Hildegard von Bingen erwähnte diese einheimische, weit verbreitete Pflanze. Blätter und Wurzel des Beinwells wurden von ihr vielfältig eingesetzt. Sein wissenschaftlicher Name Symphytum leitet sich vom griechischen Wort „sympho“ ab, das „ich wachse zusammen“ bedeutet. Auch sein aus dem Althochdeutschen stammender Name „Beinwell“ deutet auf seine Wirkung hin: „Bein“ steht für „Gebeine, Knochen“ und „well“ für „wallen, zusammenwachsen“. In der Schweiz wird er auch Wallwurz genannt. Üppig wächst der Beinwell vielerorts in der Natur oder in Gärten und die Wurzel verarbeitet als sehr wirksame Heil- und Schmerzsalbe, ist er sehr populär geworden. Aber nur wenige Menschen kennen die heimische Heilpflanze, den gewöhnlichen Beinwell in der Natur.

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Beschreibung / Botanik

Symphytum officinale, ist an seinen etwas derben rau behaarten und lanzettlichen Blättern zu erkennen. Die Blätter werden manchmal bis zu 30 Zentimeter groß und erinnern dann an die Flügel eines großen Raubvogels.

Wie Borretsch gehört er zur Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae) und wächst am liebsten an Orten, wo es feucht und nährstoffreich ist. Dort kann Beinwell seinen kräftigen krakenartigen Wurzelstock entwickeln. Die einzelnen Wurzeln sind bis zu drei Zentimeter dick, von einer schwarzen Haut überzogen und können bis zu einem Meter tief wurzeln. Das Innere ist weich, weißlich-beige und schleimig.

Oberirdisch wächst die ausdauernde Pflanze bis zu einem Meter hoch und auch der Stängel ist borstig behaart. Das Blattwerk wird durch Frost zerstört, doch die Wurzeln treiben im Frühjahr immer wieder aus.

Die Blütenstände des Beinwells sitzen am Stängelende als eingerollte Wickel. Den ganzen Sommer über, von Mai bis September, findet man neue rosa, violette oder auch weiße, glockige Beinwellblüten. Für die Bienen sind sie eine beliebte und wichtige Bienenweide.

Die Samen des Beinwells, sogenannte Klausen, sind viergeteilt und schwarz glänzend. Sie sind mit einem fettreichen Anhängsel ausgestattet, dem sogenannten Elaiosom. Dadurch sind die Samen für Ameisen und Vögel schmackhaft, die wiederum für ihre Verbreitung sorgen.

Neben dem Gewöhnlichen Beinwell (Symphytum officinale) gibt es in der Gattung Symphytum zahlreiche Arten, die den Garten zieren, wie zum Beispiel der Himmelblaue Beinwell (Symphytum azureum) mit azurblauen Blüten (Bild rechts unten) oder der Kaukasische Beinwell (Symphytum peregrinum).

Vorkommen / Jahreszeit

Beinwell gedeiht gerne an Gräben, Flussufern, auf nassen Wiesen und an lichten Stellen im Wald. Er zeigt seine Blüten ab Mai bis, oftmals in den September hinein. Im Winter zwischen November und Februar ist die beste Zeit, die heilenden Wurzeln zu ernten.

Inhaltsstoffe

Seine Heilwirkung verdankt Beinwell vor allem dem hohen Gehalt an Allantoin, welches besonders die Heilung des Knochengewebes und der entzündeten Schleimhaut fördert. Keine andere heimische Pflanze enthält mehr davon.

Das Allantoin steckt in allen Pflanzenteilen, je nach Jahreszeit variiert sein Gehalt. Im Herbst, wenn sich die Pflanze in den Wurzelstock zurückzieht, steigt der Gehalt in der Wurzel und erreicht im zeitigen Frühjahr den Höhepunkt. Der Spätherbst, bzw. Winter und das Frühjahr eignen sich daher am besten um Salben, Tinkturen oder Öle mit Beinwellwurzel anzusetzen. Man gräbt die Pfahlwurzel mit dem Spaten aus und belässt dabei immer ein Stück Wurzel im Boden, aus der sich die Pflanze regenerieren kann. Die dunkle Wurzelhaut sollte an der geernteten Wurzel verbleiben.

Von Frühjahr bis Herbst können die Blätter zur schnellen Behandlung von Wunden, Prellungen und Entzündungen gepflückt werden.

Da das Blatt des Beinwells dem sehr giftigen Fingerhut sehr ähnlich ist, muss man beim Pflücken der jungen Blätter vorsichtig sein, beziehungsweise die Pflanze gut kennen. Sobald beide blühen ist der Unterschied klar ersichtlich.

Außerdem enthält Beinwell viel Eiweiß, Gerbstoffe, Schleim, Kieselsäure, Inulin, Cholin und Rosmarinsäure. Da die Heilpflanze, wie viele andere Raublattgewächse auch Pyrrolizidinalkaloide enthält, die in goßen Mengen innerlich eingenommen die Leber schädigen und Krebs erregen können, wird empfohlen, ihn nur äußerlich und generell nicht länger als vier Wochen im Jahr zu verwenden. Während der Schwangerschaft ist er zu meiden. Für die industrielle Herstellung von Salben gibt es heutzutage pyrrolizidinfreie Zuchtsorten.

Pyrrolizidinalkaloide (bezeichnet als PA) gehören zur Gruppe der Alkaloide, die zur Abwehr von Fressfeinden gebildet werden. Schon kleine Mengen reichen, um Käfer, Larven und Co. in die Flucht zu schlagen.
Inzwischen kennt man rund 600 verschiedene Pyrrolizidinalkaloide, die von über 6000 Pflanzenarten gebildet werden. Der Hälfte davon sagt man eine toxische Wirkung nach. Wobei auch hier macht die Dosis das Gift. Der blaue Eisenhut, zum Beispiel, enthält eine hohe Anzahl an PA, deshalb zählt er zu den Giftpflanzen. Andere Alkaloide werden aber sogar von vielen Menschen großzügig konsumiert, wie zum Beispiel Nikotin und Koffein, die auch zu den Alkaloiden zählen.

Im Modul Wissenswertes finden Sie weitere Infos zu den Pyrrolizidinalkaloiden.

Gesundheitliche Wirkungen

Die Beinwellwurzel wird traditionell bei allen Erkrankungen des Knochensystems eingesetzt. Der Beinwell zählt dafür heute mit zu den wichtigsten Arzneipflanzen, als natürliche Alternative zu synthetischen Arzneimitten.

  • Knochenbrüche und Verletzungen – Im Beinwell dient das aus Harnstoff gebildete Allantoin der Speicherung von Stickstoff. Beim Menschen fördert es die Neubildung von Zellen, steigert die Durchblutung und verflüssigt das Wundsekret. Die Neubildung von Kallus nach Knochenbrüchen wird durch eine Einreibung mit Beinwellsalbe gefördert. Die Kallusbildung ist Teil eines körpereigenen Reparaturmechanismus, der in der Lage ist, gebrochene Knochen wieder miteinander zu verbinden. Unter dem Begriff Kallus versteht man eine Knochenschwiele, die sich nach einem Bruch bildet. Es handelt sich dabei um neues Knochengewebe zwischen den beiden Bruchenden, das anfangs aus Bindegewebe, dann aus Knorpel und schließlich aus Knochensubstanz besteht.
  • Entzündungshemmend und schmerzstillend – Durch das Allantoin wird das Gewebe und die entzündete Schleim- oder Knochenhaut schnell wieder regeneriert. Die abschwellende, entzündungshemmende, schmerzstillende und wundheilende Wirkung ist auf das Zusammenspiel von Allantoin mit Schleimstoffen, Gerbstoffen, Kieselsäure und der Rosmarinsäure zurückzuführen. Die in der Pflanze enthaltenen Schleime haben einen leicht kühlenden Effekt und schützen vor Keimen.  Ein Breiumschlag aus dem Beinwell ist ideal bei Nagelbettentzündungen. Die Wurzel zu einer streichfähigen Masse mörsern und auf die Entzündung aufbringen. Bei Bedarf mit einer Mullbinde fixieren.
  • Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen und Bänderrisse – Auch wer sich gequetscht oder einen Bluterguss zugezogen hat, kann Beinwell verwenden in Form von Umschlägen, indem man zum Beispiel eine Mullkompresse mit Beinwelltinktur tränkt und auf die betroffene Stelle legt oder mit der Tinktur regelmäßig einreibt. Ein Wickel, hergestellt mittels eines wässrigen Auszugs wäre eine andere Anwendungsart. Dazu werden einige klein geschnittene Wurzelstücke in Wasser circa zehn Minuten lang gekocht, danach abgeseiht und in diesem Wasser getränkte, warme Wickel aufgelegt.
  • Narbenschmerzen und Schwangerschaftsstreifen – Bei Schwangerschaftsstreifen, Narbenschmerzen oder um Narbengewebe wieder geschmeidiger zu machen, verwendet man gerne Beinwellsalbe.
  • Gelenk- und Gliederschmerzen, Arthrose – Auch bei Nackenverspannungen und Schmerzen des Bewegungsapparates ist Symphytum officinale ein wirksamer Pflanzenhelfer.

Wesen und Botschaft der Pflanze

Es gibt eine Kraft aus der Ewigkeit und diese Kraft ist grün.

Es wächst das zusammen, was zusammenwachsen soll! Manchmal zerbricht etwas in Deinem Leben und Du wünschst Dir sehnsüchtig, dass es wieder ganz wird. Viele Dinge heilen mit der Zeit durch eine nährende „Grüne Kraft“ und Zuwendung. Manche Dinge jedoch zerbrechen und verabschieden sich für immer aus unserem Leben, weil sie ihre Aufgabe erfüllt haben. Der Beinwell hilft uns zu erden – wieder mehr zu uns selbst zu kommen. Er gibt uns ein Gefühl von „Boden unter den Füßen“. Es ist die Botschaft: „Willkommen auf der Erde, sie kann Dich tragen und nähren“.

Zauberhaftes mit Beinwell

Beinwellblätter als kreativer Kleidungsschmuck

Die Familie der Raublattgewächse macht hier ihrem Namen alle Ehre.
Der Beinwell verwandelt ihre Kleidung zu einem außergewöhnlichen Blickfang. Durch seine Behaarung bleibt er an Stoffen regelrecht kleben und lässt sich so als Dekoration für manches Kleidungsstück nutzen.