Modul 3: Pflanzenporträts » Beinwell

Kräuterzubereitungen

 

Von Oktober bis November ist die sogenannte „Wurzelgräberzeit“. Die Blütezeit des Beinwells ist nun längst vorbei. Bevor wir den Pflanzen ihre wohlverdiente Winterpause gönnen, lassen wir uns nochmals vom Pflanzenreich beschenken. Wir graben die Wurzeln mit Dankbarkeit aus, säubern sie gut und machen uns ihre Kraft zu nutze. Die beste Zeit, um Beinwellsalbe selbst herzustellen. Nehmen Sie sich Zeit zur Herstellung der Creme, rühren sie achtsam mit positiven Gedanken, um so ein wertvolles Heilmittel zu bekommen.

Ideale Zeit für die Ernte der Wurzelstöcke ist ab dem Spätherbst bis Ende November, wenn sich die Pflanze oberirdisch zurückgezogen hat. Man gräbt dann Teile der Wurzel aus, befreit sie von Erde, schruppt sie gut mit einer harten Bürste ab verwendet sie frisch oder schneidet sie der Länge nach durch und hängt sie zum Trocknen für die Vorratshaltung auf.

Beinwellsalbe nach Großmutters Art

Manche Menschen klagen über Hautreaktionen auf Beinwellsalbe. Das muss aber nicht von der Heilpflanze kommen, sondern passiert oft weil Salbe aus dem Handel meist Konservierungsmittel und ätherische Öle enthält, welche allergische Reaktionen auslösen. Deswegen sollte eine selbsthergestellte Beinwellsalbe in keiner Hausapotheke fehlen – da weiß man was man hat!

Zutaten:

  • 500 Gramm Bio-Schweineschmalz, ungesalzen (beim Bio-Metzger bestellen)
  • 2 Handvoll frische mit einer harten Bürste gesäuberte, ganz klein geschnittene Beinwellwurzeln – die schwarze Wurzelhaut nicht entfernen
  • Wer mag: 2 Weißkohlblätter und Propolispulver oder -tinktur.

Herstellung:

In einer Pfanne das Schweineschmalz langsam zum Schmelzen bringen und die sich nun sehr klebrig fühlenden Beinwellwurzeln dazu geben.  Ich gebe gerne noch ein bis zwei frische klein geschnittene Weißkohlblätter mit dazu, da diese auch eine entzündungshemmende Wirkung haben. Außerdem einen Teelöffel Propolispulver oder 20 Tropfen Propolistinktur (Achtung Spritzgefahr). Propolis ist ein von Bienen produziertes im Bienenstock wirkendes Kittharz, das antiseptisch, antibakteriell, antiviral, antifungal, schmerzstillend und antiallergisch wirkt. Das Ganze etwa 20 Minuten unter Rühren sieden lassen.

Für mich ist es sehr wichtig, viele gute Gedanken, Liebe, ein schönes Lied, Gebet oder positive Affirmationen mit „einzurühren“. Stellen Sie keine Heilsalbe her, wenn Sie nicht gut gelaunt sind. Um ein gutes Heilmittel herzustellen, sind meiner Meinung nach, positive Gedanken sehr wichtig. Positive Schwingungen harmonisieren unsere Körperzellen und beschleunigen die Wirkung.

Falls Sie nicht an Schwingungsenergie glauben, könnten Sie es trotzdem mal ausprobieren, es kann ja nichts passieren, außer dass Ihre Heilsalbe noch besser Beschwerden lindert und Sie eine neue Erfahrung machen durften. Raus aus der „engen Box“, mal was Neues ausprobieren und sehen was passiert!

Das Salbengemisch abkühlen lassen und bei Raumtemperatur ausziehen lassen. Am nächsten Tag nochmals 20 Minuten köcheln lassen. Mittlerweile sind die kleinen Beinwellstückchen sehr weich und schleimig und lassen sich gut mit einem Kartoffelstampfer in der Pfanne zerdrücken, um noch weitere Inhaltsstoffe an die flüssige Masse abzugeben. Anschließend die Masse durch ein Mulltuch oder Metallsieb abfiltern und den Beinwellbrei gut ausdrücken (Rückstand bei Bedarf als Kompresse auflegen)

In Cremetöpfchen aus Glas abfüllen, offen stehen und erkalten lassen. Danach verschließen und die Salbe kühl aufbewahren. Da sie keine Konservierungsstoffe enthält, ist sie etwa ein Jahr haltbar und zur nächsten Saison wird eine neue gerührt.

Natürlich können Sie Ihre Beinwellsalbe auch mit einem guten Öl je nach eigener Vorliebe, wie Sonnenblumenöl, Rapskernöl oder Olivenöl, herstellen. Auch Bienenwachs oder Lanolin kann als Salbengrundlage verwendet werden.  Für mich gehören Beinwellsalbe und biologisches Schweineschmalz zusammen, vielleicht auch weil da Erinnerungen an meine Oma in mir hochsteigen. Sie wusste meist was für mich gut war.

Früher heißgeliebt, heute fast verpönt – dabei ist Schweineschmalz nicht so ungesund, wie viele denken. Schweinefett ist dem menschlichen Fett am „ähnlichsten“ und wird daher gut von unserer Haut aufgenommen. Bitte nur Schweinefett aus artgerechter Haltung, Fütterung und Schlachtung verwenden.

Ich weiß, dass es schnellere Zubereitungsarten gibt, aber ich stelle meine Beinwellsalbe immer so her und habe wunderbare Erfolge damit.

Der Hund einer Freundin hatte sich vor kurzem die Pfote aufgerissen, dank Beinwellsalbe war die Wunde innerhalb weniger Tage verheilt und er konnte wieder herumtollen. Natürlich hat er auch an seiner Wunde geleckt, um sie zu heilen. Das Schmalz an der Pfote fand er dabei ganz vorzüglich. An der gekauften Beinwellsalbe hat er nur kurz geschnüffelt und dann den Kopf weg gedreht.

Eine Kollegin aus Kroatien erzählte mir folgendes: Wenn sie als Kind einen starken Husten oder Erkältung hatte, rieb ihre Mutter den Brustbereich immer mit Schweineschmalz ein, sie musste einen „grauselig“ schmeckenden Kräutertee trinken und wurde dann ins Bett gesteckt.  Die Mutter hielt ihre Hand und erzählte ihr Geschichten von zauberhaften Naturwesen, die Wurzeln von heilenden Pflanzen für sie mit einer „Zauberschaufel“ graben und diese dann in die Brustsalbe rühren, damit sie bald wieder gesund wird. Es dauerte nicht lange und der ganze „Spuk“ war wieder vorbei. Auch so kann Heilung geschehen!

Beinwell-Breiumschlag

Je nach Verfügbarkeit frische oder getrocknete Wurzelteile oder Blätter verwenden.

Die Wurzel säubern, die schwarze Wurzelhaut belassen und im Mörser zerstampfen. Den schleimigen Brei auf ein Tuch streichen und diesen über Nacht auf schmerzende Stellen am Körper legen.
Alternativ die Beinwellblätter mit einer Flasche walzen oder im Mörser stampfen bis der Saft austritt. Die Blätter dann entweder direkt oder in ein Stofftuch verpackt auf die betroffene Stelle legen. Bei Schwellungen, Prellungen und Schmerzen verwenden.

Wurzeln und Blätter können auch für eine spätere Verwendung getrocknet werden. Dazu die Wurzel in dünne Scheiben schneiden, auffädeln und hängend trocknen lassen. Die Blätter nebeneinander auf einem Korb oder Trockengitter ausbreiten und zügig trocknen. Die getrocknete Wurzel kann in einem Mörser zu Pulver zerstoßen werden, die getrockneten Blätter werden leicht zerkleinert verwendet. Den getrockneten Beinwell in einem Glasgefäß verwahren. Nicht in Metallgefäße geben – darin kann es zu einer Zersetzung des Allantoins kommen. Für eine Breiauflage die getrocknete Wurzel oder die Blätter mit heißem Wasser zu einem schleimigen, festen Brei verrühren. Diesen auf ein Tuch streichen und auf die zu behandelnde Stelle legen.

Natürlicher Wundverband

Wenn Sie sich zum Beispiel in den Finger geschnitten haben, brechen Sie die Zellen eines frischen Beinwellblattes auf, indem sie das Blatt kurz ankauen oder mit einem Nudelholz über das Blatt walken, bis der Pflanzensaft sich heraus löst. Nun lässt sich das Blatt gut um den Finger wickeln und durch seine klebrige Oberflächenbeschaffenheit hält der Verband von selbst, wenn man ihn etwas andrückt.

Beinwell-Tinktur

Eine selbst hergestellte Beinwelltinktur verwende ich gerne tröpfchenweise als Zumischung für selbstzubereitete oder gekaufte Salben, um damit die betroffenen Körperteile einzureiben.
Herzustellen wie die „Mein Kopf tut weh“-Tinktur beim Pflanzenporträt Mädesüß, aber diesmal mit der kleingeschnittenen Wurzel des Beinwells, anstatt den Mädesüßblüten. Wenn ich dringend eine Tinktur brauche verwende ich jedoch auch die frischen Beinwellblätter. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass dies ebenfalls wunderbar funktioniert. 

Zu verwenden als:

  • Pflegende und heilungsunterstützende Salben
  • Venen-Salbe
  • Rheuma-Salbe
  • Akne-Cremes
  • Rasierwasser

Beinwell im Garten


Am besten gibt man dem Beinwell einen nährstoffreichen Platz im eigenen Garten. Man kann die Stelle mit einem Stab markieren und auch im Winter bei Bedarf auf die Wurzeln zurückgreifen. Beinwell lässt sich selbst durch kleine Wurzelstückchen weiter vermehren. Die kräftige Staude benötigt zwar einiges an Platz, lässt sich jedoch auf feuchtem Boden neben dem Kompost oder im Heckenbereich leicht ansiedeln und bereichert die Artenvielfalt im eigenen Garten.

Beinwelljauche als Stärkungsmittel

Für Gartenpflanzen ist der Beinwell sehr nützlich. Als Jauche angesetzt, stärkt er sie gegen altbekannte Plagegeister wie Blattläuse, Spinnmilben oder Pilze. Die Pflanzen werden langfristig widerstandsfähiger. Als Dünger kräftigt er die Pflanzen durch den hohen Gehalt an Kalium und Stickstoff.

Herstellung:

Das Laub der Pflanze wird zusammengetragen, zerkleinert und in einen Behälter gelegt. Dieser sollte, je nach Bedarf und Gartengröße, etwa 5 bis 10 Liter fassen. Der Behälter wird dann mit Wasser aufgefüllt und mit einem Tuch oder einem feinen Gitter bedeckt. Nach etwa 9 bis 14 Tagen ist die Beinwelljauche fertig. Mindestens einmal am Tag sollte die Brühe ordentlich umgerührt werden. Wem der Geruch zu aufdringlich ist, kann ihn mit etwas Urgesteinsmehl oder Zeolithmehl deutlich eindämmen. Die Jauche wird mit Wasser verdünnt (Verhältnis etwa 1:10) in den Gartenboden oder in die Balkonkästen gegeben.

Anstatt einer Jauche können zerkleinerte, angetrocknete Beinwellblätter als Mulchmaterial auf die lockere Erde gestreut werden. Dies schützt einerseits den Boden vor Austrocknung und stellt ihm andererseits Eiweiß und Stickstoff zur Verfügung.