Modul 3: Pflanzenporträts

Wilde Karde

Dipsacus fullonum Syn.: Dipsacus sylvestris // Wild Teasel

Die Wilde Karde ist ein wunderbares Geschenk der Natur für uns Menschen und eine wertvolle Heilpflanze, außerdem versorgt sie das ganze Jahr über verschiedene Tierarten mit Wasser und Nahrung. Wenn man seine Augen öffnet, begegnet sie einem recht häufig. Im Winter fallen die hohen Stauden besonders ins Auge – ihre trockenen braunen Stängel mit den großen Köpfen sind weithin zu sehen und werden auch gerne zur Weihnachtsdekoration genutzt.

Sie ist in Europa heimisch, aber auch in der Türkei, dem Iran und im nordwestlichen Teil Afrikas zu finden. Die Wilde Karde ist eine krautige Pflanze, die im Frühjahr in grün, im Sommer violett und im Winter braun unser Auge erfreut. Die ganze Pflanze ist mit spitzen Stacheln übersät.

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Beschreibung / Botanik

Die Karde ist trotz ihres stacheligen Aussehens keine Distel, sie gehört zur Familie der Kardengewächse(Dipsacaceae), wie zum Beispiel die Witwenblume, Skabiose und dem Teufeslabbiss.

Sie wächst gerne auf feuchten Wiesen, biologisch bewirtschafteten Feldern bevorzugt mit feuchten Lehmböden, Wegrändern, Bahndämmen oder als Ruderalpflanze an sonnigen Böschungen. Sie bevorzugt einen sonnigen Platz, kommt aber auch mit Halbschatten zurecht.

Die Pflanze ist zweijährig; im ersten Jahr sammelt sie als dunkelgrüne Blattrosette ihre Kraft, um dann im zweiten Jahr ein bis zwei Meter hoch in die Blüte zu wachsen.

Blattrosetten nach der ersten Vegetationsperiode

Die Hauptrippe in der Mitte des Blattes weist auf der Unterseite eine Reihe kleiner Dornen auf und auch das gesamte Blatt fühlt sich stachelig an.

Der kantige Stängel ist mit Stacheln besetzt, an dem sich gegenständig angeordnet dunkelgrüne, ebenfalls stachelige Blätter befinden.

Bei der Wildpflanze sind die Ränder der Laubblätter oberhalb des Stängelansatzes zusammengewachsen, sodass kleine Becken entstehen, in dem sich Wasser sammelt. Darauf bezieht sich der botanische Name der Pflanze. Dipsacus enthält das griechische Wort dipsa für Durst. Der aufgefangene Tau und das Regenwasser wird von Kleinvögeln wie Meisen und Rotkehlchen genutzt als Tränke und Badestelle, aber auch durstige Wanderer können sich an dem Kardenwasser erfrischen. Im Volksmund heißt die Pflanze deswegen auch Zisternenpflanze.

Die unzähligen kleinen zartlila Blüten setzen sich zu einem eiförmig-zylindrischen Blütenstand zusammen. Der Blütenkopf hat trockene, lange an der Spitze hakenähnlich gekrümmte Blütentragblätter.

Der Blütenkopf zieht wie magisch Hummeln, Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten an – eine Delikatesse für die Insektenwelt. So einfach und wirkungsvoll bringt diese Wildstaude Leben in die Landschaft.

Nach der Blüte reifen in den Blütenköpfen Früchte, die einen ölhaltigen, nahrhaften und nussförmigen Samen enthalten. Dieser bietet in den kalten Monaten Nahrung für Vögel, wie dem Dompfaff oder dem Stieglitz, der auch Distelfink genannt wird. Dieser Vogel hat sich darauf spezialisiert, mit seinem Schnabel, den er wie eine Pinzette benutzen kann, die länglichen Früchte aus dem Samenstand auszupulen – keine leichte Aufgabe!

Im Naturgarten zu Hause sollten wir die Blütenköpfe und Stängel deshalb besser nicht oder erst im Frühjahr abschneiden. Ist der Winter besonders mild, ist es möglich, dass die Samen dann bereits schon zu keimen beginnen.

Abgeblühte Kardenblüten im Herbst

Der biologische Sinn, der noch lange nach der Blütenreife erhalten bleibenden, langen, mit Häkchen versehenen Tragblättern ist es, dass diese nach der Berührung vorbeistreifender Tiere elastisch zurück federn, wobei die Samen meterweit aus den Blütenköpfchen herausgeschleudert werden, wie eine Art Katapult – eine gut durchdachte Fortpflanzungsmethode. Diese Art der Vermehrung nennt man Tierstreuer, allerdings werden die Samen auch vom Wind weitergetragen, damit sich Dipsacus sylvestris dann selbst aussäen kann.

Mit Häkchen versehene Tragblätter

Vorkommen / Jahreszeit

Im Juli bis August beginnt auf halber Höhe des Blütenstandes der eindrucksvollen Pflanze ein Ring von winzig kleinen rötlich –lila farbigen, mit vier Zipfeln versehenen Blüten zu erblühen. Der Ring teilt sich und setzt sein Abblühen nach unten und oben fort.

Eindrucksvolle Blütenstände

Wann ist die beste Sammel- und Erntezeit um ein Heilmittel aus der Wurzel herzustellen?

Die Wurzel der zweijährigen Pflanze wird im Herbst, Winter oder Frühling geerntet, ehe sie aufstängelt und in die Höhe wächst. Die beste Zeit ist meist ab Ende Oktober bis Ende Februar, natürlich darf dann die Erde nicht gefroren sein. Ab März sollte nicht mehr geerntet werden, da dann die Wirkstoffqualität der Inhaltsstoffe nachlässt, die Wurzel holzig wird und keine medizinische Wirkung mehr hat. Sobald sie in die Höhe schießt, steigt das energetische Potential nach oben und die ganze Kraft geht in die Blüte und Samenbildung. Wahrscheinlich haben auch die Samen eine Heilwirkung, aber das ist alles noch nicht erforscht.

Wenn Sie das grüne Wunder  durch Aussäen im Garten anbauen möchten, bedenken Sie, dass sie ein Lichtkeimer ist, also nur auf feuchter Erde leicht angedrückt werden sollte. Ich finde es einfacher, sich kleine Blattrosetten in der wilden Natur auszugraben und in den Garten zu setzen, natürlich nur, wenn Sie einen Platz in der Natur finden, mit einem üppigen Bestand der Wildpflanze. Sie ist frosthart und breitet sich gut aus, wenn nicht hungrige Wühlmäuse sich an ihr laben.

Inhaltsstoffe

Die Wirkstoffe sind wenig erforscht. Vor allem die Wurzel enthält Bitterstoffe, wie Glykosid, Scabiosid, Iridoide, Saponine, Inulin, sowie organische Säuren (Kaffeesäurederivate) und Kalisalze. Bisher gibt es zwar noch kaum Studien über die Wirkung der Wilden Karde an sich, jedoch  zur Wirkung der einzelnen Inhaltsstoffe.

Gesundheitliche Wirkungen

In jüngster Zeit berühmt geworden ist die Wilde Karde durch den Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl, der die Pflanze als Antibiotika-Alternative für die unterstützende Behandlung von Borreliose nach einem infizierten Zeckenbiss beschreibt Er berichtet über seine Erfahrungen mit der Wilden Karde und deren Behandlung von Borreliose, auch aus nicht-westlichen Kulturkreisen, sowie alt überlieferter Erfahrungsmedizin.

Ein gelungenes Nachschlagewerk ist auch das Buch „Borreliose / Koinfektionen“ von Stephen Harrod Buhner, ein führender Experte für angewandte Pflanzenmedizin. Er beschreibt schulmedizinische, sowie naturheilkundliche Testverfahren und Therapien von unterschiedlichen Pflanzen.

Sie werden allerdings viele Artikel und Berichte finden, in denen Autoren diese Therapieform anzweifeln, da noch zu wenig oder keine wissenschaftlichen Nachweise über diese Pflanze bei Borreliose vorliegen.

Ich persönlich habe ebenfalls sehr gut Erfahrungen mit der Heilpflanze bei Borreliose gemacht, aber jeder muss natürlich selbst entscheiden, ob er den schulmedizinischen Weg geht oder den Mut hat neue Pfade zu gehen. Ich glaube, dass eine Krankheit nie nur eine Ursache hat, sondern immer vielfache Beweggründe  die Voraussetzungen für deren Entstehungen sind.
Besonders gravierend empfinde ich Botschaften der Medien, die manchmal, wenn auch unbewusst unsere innere seelische Ordnung aus dem Gleichgewicht bringen und dann körperliche Beschwerden hervorbringen, bzw. unser Immunsystem schwächen, um eine Angriffsfläche für die verschiedensten Erreger zu schaffen. Dazu gäbe es noch viel zu berichten, aber ich denke, vieles wissen Sie schon, bzw. ahnen es.

Und nicht zu vergessen:

Der höchste Grad der Arznei ist die Liebe.

In der Volksmedizin wird das Kardengewächs wegen seiner stark reinigenden,
entgiftenden Wirkung, sowie außerordentlich Immunsystem stärkenden Wirkung, neben der Borreliose, auch für weitere Krankheitsbilder seit Jahrtausenden eingesetzt.

  • Magen-Darm / Leber und Galleprobleme – Die in der Karde enthaltenen Bitterstoffe wirken sich positiv auf die Verdauung aus, indem sie die Verdauungssäfte anregen. Damit zusammenhängend fördern sie den Appetit und helfen bei Leber- sowie Gallenbeschwerden. Dieselben Wirkungen werden dem Inhaltsstoff der Kaffeesäure nachgesagt. Dieser soll weitgehend entzündungshemmend und antibakteriell sein, sowie einer Magenschwäche und einem Reizmagen entgegenwirken, zum Beispiel als Wurzeltee getrunken.
  • Hauterkrankungen – Glucoside sind häufig Bestandteil von Hautpflegeprodukten, da sie beruhigend und reinigend wirken. Daher unterstützen sie die Heilung kleiner Wunden, Risse, Schrunden, Ekzeme, Furunkel und Akne.
  • Entzündungen und Schmerzen / Rheuma und Gicht: – Saponine, wie sie auch in der Pflanze vorkommen, wirken wie eine Art Immunsystem. Der Stoff wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd, schleimlösend, entgiftend, schweiß- und harntreibend – kurzum: entschlackend. Konkret werden Saponine gegen Gicht, Rheuma, Arthritis, Arthrose, sowie bei einer Entzündung der Wirbelgelenke (Spondylarthritis), bakteriellen Infektionen, Kopfschmerzen und Immunschwäche eingesetzt. Eine Tinktur aus der Wurzel angesetzt, kann Linderung bringen.

Beim Einsatz vieler Erkrankungen, speziell aber im Fall einer Borreliose sind folgende Maßnahmen anzuraten:
Fasten, Rohkost oder eine vegetarische Ernährung und regelmäßige Saunagänge (Überhitzung des Körpers), um die Borrelien auszuschleusen.
Ergänzend können Sie reinigende Kräutertees zu sich nehmen wie Brennnessel, Giersch, Birkenblätter, Goldrute, Beifuß etc. zum Ausschwemmen der „Giftstoffe“.

Auch homöopathische Substanzen haben sich mittlerweile bewährt, fragen Sie bei Ihrem Heilpraktiker nach.

Zudem sei hier vermerkt, dass ich das Gefühl habe, dass es die Zecken gerne zu Menschen hinzieht mit „saurem Geruch“, also jenen, die unter Stress leiden oder sich nicht basisch ernähren. Der übersäuerte Geruch und Schweiß verheißt ihnen eine gute“ Blutmahlzeit“.

Wesen und Botschaft der Pflanze

Die herrliche Wildpflanze hat eine reinigende Qualität auch auf der energetischen, der ätherischen Ebene. Spüre Deinen inneren Kern, Deine innere Strahlkraft!

Durch ihre Dornen stellt sie eine Verbindung zum Universum dar, und kann uns so Kraft und Energie schenken, wenn wir uns in der Stille auf sie einlassen. Auf der anderen Seite beschützen uns ihre Stacheln auch vor inneren und äußeren Einflüssen, die uns nicht guttun, wenn wir uns intensiver in Dankbarkeit mit der „Wunderpflanze“ auseinandersetzen.

Zauberhaftes mit der Wilden Karde

Magie der Karde am Abend

Wenn die Sonne am Abend untergeht und Sie die Möglichkeit haben sich bei einer Wilden Karde niederzulassen, Ihre Schönheit zu betrachten, mit ihrer einmaligen Ausstrahlung in Kontakt zu treten, dann kann viel Last und Sorge aus Ihrem Leben abfallen. Sehnsucht, ein Wunsch, Dankbarkeit oder irgendein anderer Gedanke kommt vielleicht auf, der gerade sehr wichtig ist in Ihrem Leben. Lassen Sie diese magische Energie auf sich wirken – denn manchmal passieren Wunder durch Pflanzen in kostbaren kurzen Momenten.

Ein Wintertraum

Als kleine Meditation betrachten Sie einfach mal die wunderbaren Bilder der Wilden Karde in ihrem Winterkleid.

Pflanzen und Tiere

In Zusammenarbeit mit Tieren weben Wildpflanzen oft ein Netz, welches für uns im Alltagstrubel nicht sofort erkennbar ist für unsere „müden“ Augen, um uns zu erinnern, dass wir eins sind mit Mutter Natur und sie immer für uns sorgen wird, wenn wir sie um Hilfe bitten.

Blickfang im Garten

Als echter Blickfang zeigt sich diese Pflanze im Garten. Die Wilde Karde trumpft mit markanten Blütenständen auf – stachelig und zauberhaft zugleich.

Sie präsentiert sich wundervoll in Kombination mit anderen Stauden und gibt dem naturnahen Beet den letzten Schliff. Auch im Steingarten oder am Rand eines Gartenteiches gibt sie einen wunderbaren Blickfang ab. Außerdem bringt sie zahlreiche Insekten und Vögel in Ihren Garten

Wunderbarer Blickfang

Beliebtes Element in der Floristik

Durch ihre großen Blütenstände schmückt die dekorative Trockenpflanze in der Bodenvase wunderbar Ihr Zuhause. Schneiden Sie dafür einige Stängel ab und lassen Sie diese trocknen. Alleine oder kombiniert mit anderen getrockneten Blumen bilden sie eine hübsche Dekoration.

Auch als Überraschung in einem Osterkörbchen erfreut sie die Herzen der Beschenkten. Vielleicht legen Sie noch eine selbst hergestellte Kardentinktur mit dazu, um die Gesundheit Ihrer Lieben zu unterstützen.

Unentbehrlich für die Tuchmacher

Weberkarde wurde Dipsacus fullonum in der Volksheilkunde auch genannt. Dieser Name bezieht sich auf die Verwendung in der Textilindustrie. Mit dem halbierten, borstigen, stacheligen und getrockneten Blütenkopf wurden früher von den Tuchmachern die Oberfläche von Mantelstoffen, Flanell, Loden- und Filzstoff aufgeraut, um die Materialien wärmer zu machen.
Die Kardenköpfe wurden früher auch eingesetzt als „scharfe Bürste“, um die Fasern in eine Richtung zu bringen und dadurch die Wolle auf das Spinnen zu Garn vorzubereiten Die Wilde Karde wurde deshalb früher auf Feldern in Europa angebaut.
Das Wappen der englischen Tuchmacherzunft besteht aus 3 gekreuzten Karden.

Die borstigen Blütenköpfe