Modul 3: Pflanzenporträts

Wilde Möhre

Daucus carota ssp.carota // Queen Ann's Lace

Es wird angenommen, dass unsere Gartenmöhre (Daucus carota ssp. sativa) eine Kreuzung der heimischen Wilden Möhre (Daucus carota ssp. carota) mit der südeuropäischen Daucus carota ssp. maximus ist. Die wilde Form ist also ein Elternteil unserer heutigen Gartenmöhre auch Karotte genannt. Im Gegensatz zur Gartenmöhre ist die auch essbare würzige Wurzel der Wilden Möhre aber cremefarben und nicht orangefarben. Während die Karotte in der deutschen Küche häufig auf dem Teller landet, ist ihre Urform kaum bekannt.
Die aufrechte Gestalt Wesen der Pflanze fällt einem in der Natur aber schnell ins Auge.

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Beschreibung / Botanik

Der zweijährige, wunderschön filigrane Doldenblütler besitzt eine dünne bis zu 30 Zentimeter lange Wurzel und ähnelt der Gartenkarotte höchstens im Geruch. Gegraben im ersten Jahr, wenn nur die bodenständige Rosette mit ihren mehrfach gefiederten Blättern, die beim Zerreiben an Möhrenkraut erinnern, sichtbar ist,
ist die Wurzel jedoch eine Bereicherung in der „wilden Küche“.
Die Wildpflanze kann eine stattliche Höhe von bis zu 1,20 Meter erreichen. In südlichen Ländern, zum Beispiel in Griechenland, habe ich schon Exemplare von bis zu 2,50 Meter angetroffen.

Der Stängel ist borstig behaart, und der weiße, manchmal auch etwas rosa gefärbte Blütenteller ist im voll erblühten Zustand flach gewölbt. Der Blütenteller hat in der Mitte oft eine schwarzpurpurfarbige „Zentralblüte“, die der Anlockung von Insekten, Schwebfliegen, Schmetterlingen, Käfern und Wanzen dient. Die Blüten sind eine Hauptpollenquelle für die Sandbienen, und die Raupen des Schwalbenschwanzes fressen sich leidenschaftlich gerne am Möhrenkraut satt.

Die kleine dunkle Blüte wird im Vorbeifliegen als Insekt wahrgenommen und signalisiert interessierte Kundschaft. Gerade im Hochsommer, wenn alles blüht, ist das ein kleiner evolutiver Vorteil gegen die übrige weiße Konkurrenz am Wegesrand.

Wundern Sie sich nicht, manchmal ist diese durch Anthocyane gefärbte Zentralblüte jedoch nicht ausgebildet, beziehungsweise nicht mittig im Blütenteller.

Nach der Bestäubung neigen sich die Blütendolden zur Fruchtreife zuerst nach oben und dann wieder dem Zentrum zu. Der Samenstand bildet so eine Art Körbchen bzw. ein „kleines Vogelnest“. Die interessant aussehende Dolde ist nun ein kugeliges, schützendes Nest für die Samen vor Nässe.

Unter der Familie der Doldenblütlern (Apiaceae) gibt es auch einige giftige Pflanzen, wie die Hundspetersilie und den Gefleckten Schierling. Mit diesem wurde Sokrates vergiftet, indem er den Schierlingsbecher leeren musste – ein Getränk, das in der Antike bei Hinrichtungen verwendet wurde. Der Gefleckte Schierling riecht extrem unangenehm, ähnlich wie Mäuseurin und der Stängel ist violett gefleckt und hohl. Eine gute Eselsbrücke: „Ist der Stängel rund und fleckig, geht es dir bestimmt bald dreckig!“

Ich rate Ihnen, sich mit der Wilden Möhre erst ab der Blütezeit zu beschäftigen, bis Sie die Pflanze wirklich kennen. Die schwarzpurpurfarbige Einzelblüte in der Mitte des Blütenstandes im Hochsommer und der kugelige Samenstand machen die Wilde Möhre für mich unverwechselbar, ebenso der intensive, möhrenartige Geruch beim Zerreiben der grünen Blätter.

Wenn Sie Daucus carota gefunden haben, besuchen Sie diese zu verschiedenen Jahreszeiten, beobachten Sie die Veränderungen in ihrer Gestalt und irgendwann erkennen Sie die Wilde Möhre sogar, wenn das Pflänzlein erst wenige Zentimeter groß ist.

Dann ist es Zeit, auch mit weiteren essbaren Doldenblütlern, wie dem Wiesenkerbel, der wilden Pastinak, dem wilden Fenchel, der Engelwurz oder der Meisterwurz Bekanntschaft zu machen. Vorab haben Sie sich dann wahrscheinlich schon mit dem sehr leicht zu erkennenden Giersch und dem Wiesenbärenklau angefreundet und diese lieben gelernt.

Früher, als ich mir beim Erkennen der Pflanze noch nicht sicher war, habe ich, nach einer Kräuterführung mit einer Expertin, eine kleine Wilde Möhre ausgegraben und in einen Blumentopf gesetzt. So konnte ich all ihre verschiedenen Entwicklungsstadien beobachten und sie dadurch sicher und schnell kennenlernen.

Es gibt selbst Botaniker, die bei den fein gefiederten Arten der Doldenblütlern, die Hand nicht ins Feuer legen würden, da hier Verwechslungen sehr häufig und leicht möglich sind. Wer sich nicht sicher ist, welche Pflanze er vor sich hat, lässt alle einfach stehen und wachsen – und geht kein Risiko ein!

Vorkommen / Jahreszeit

Die Wilde Möhre ist vom Hochsommer bis in den Herbst sehr auffällig überall am Wegesrand anzutreffen. Sie ist relativ anspruchslos, liebt sonnige Standorte und kann sich nahezu an alle Bodenverhältnisse, mit Ausnahme von Staunässe anpassen.

Die getrockneten, graubraunen Samenstände sehen noch weit in den Winter hinein sehr dekorativ aus.

Inhaltsstoffe

Eine Pflanze kann bis zu 3600 Samen hervorbringen. Die Klettfrüchte enthalten ätherische Öle, aus denen durch Wasserdampfdestillation ätherisches Karotten-samenöl gewonnen wird. Das Öl hat eine hell bis bernsteingelbe Farbe und besitzt einen charakterischen, angenehm warm-erdigen Duft.

Die kalorienarme Wurzel ist nur im ersten Vegetationsjahr der Pflanze genießbar, danach ist sie sehr zäh.
Die Wurzel enthält Carotin, das Provitamin des wichtigen Vitamin A, 17 Milligramm pro 100 Gramm – dies ist allerdings weniger als unsere Gartenmöhre zu bieten hat. Außerdem beinhaltet sie Vitamine der B-Gruppe, etwas Vitamin C, Pektin, Anthozyane, den sekundären Pflanzenstoff Falcarinol sowie wichtige Mineralien und Spurenelemente wie Calcium, Folsäure und Selen.

Gesundheitliche Wirkungen

Von der wilden Möhre sind alle Teile essbar, Blätter, Blüten, Samen und Wurzel.

  • Besser Sehen – Carotin, beziehungsweise das Vitamin A, begünstigt die Sehschärfe und beugt Nachtblindheit vor. Da Vitamin A für die Augen und unseren Sehsinn besonders wichtig ist, zeigt sich ein Mangel hier häufig am schnellsten. Typischerweise kommt es zu einer sogenannten Nachtblindheit, dass bedeutet, dass man im Dunkeln deutlich schlechter sehen kann als zuvor. Zudem nimmt die Sehschärfe ab. Man sieht also verschwommener, kann Gesichter schlechter erkennen und bekommt Probleme beim Lesen. Ein Mangel von Vitamin A könnte übrigens auch eine von zahlreichen möglichen Ursachen für Haarausfall sein. Die Wurzel roh zu essen, wird hier empfohlen.
  • Krebs vorbeugend und Krebszellen hemmend – Die enthaltene Substanz Falcarinol in der Wurzel reduziert das Krebsrisiko (Kobaek-Larsen/J Agric Food Chem 53, 2005) und wirkt hemmend auf Krebszellen. Dieser Stoff ist ein natürlicher Abwehrstoff, der unter anderem auch in unserer Gartenmöhre, Sellerie, Petersilie und Efeu vorkommt und den Pflanzen zur Abwehr und Bekämpfung von Schädlingen, Krankheiten und Pilzbefall dient. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass das Falcarinol auch begleitend bei der Behandlung von Brustkrebs zur Unterstützung einer Chemotherapie eingesetzt werden kann. Die Wurzel roh zu essen ist hier ebenfalls wieder eine gute Empfehlung oder als Wurzeltinktur angesetzt, tröpfchenweise regelmäßig einnehmen.
  • Zu schwache Menstruation – Da die Samen die Gebärmutter anregen, erleichtern und fördern sie den Eintritt der Menstruation, wirken     schmerzhemmend und tonisierend. Dazu über den Tag verteilt einen Teelöffel gemörserte Samen gut kauen. Ein bis zwei Wochen ausprobieren und beobachten, wie der Körper reagiert. Wenn Ihnen der Geschmack zu intensiv ist, können Sie auch eine Samentinktur aus der Heilpflanze zubereiten.
    Gehen Sie bei der Herstellung so vor, wie im Pflanzenportrait Mädesüß bei der „Mein Kopf tut weh“-Tinktur beschrieben. Anstatt der Blüten verwenden Sie nun die gemörserten Samen der Wilden Möhre. Es ist immer das gleiche Prinzip bei der Herstellung, nur das sie jeweils andere Pflanzen oder Teile der Pflanze verwenden.
  • Verbessert das Hautbild – Die Haut als Spiegel der Seele leidet manchmal unter einem Vitamin A-Mangel. Die Möhre kann die Haut in ihrer natürlichen Funktion unterstützen und das Hautbild deutlich verbessern, sowie Akne lindern. Sie können hierzu die Wurzel roh essen, einige Tröpfchen ätherisches Karottensamenöl in die Kosmetik einrühren, die Sie täglich verwenden, oder Ihrer selbst hergestellten Creme untermischen.

Wesen und Botschaft der Pflanze

Zentrierung ist das Thema des Doldenblütlers, wenn wir durch zu viele Einflüsse und Anforderungen nicht mehr in der Lage sind, unsere Kräfte und Gedanken zu bündeln. „Konzentration auf das Wesentliche“ ist die Botschaft dieser Sonnenpflanze. Ihr Wesen ist die Zentrierung von Bewusstseinskräften. Täglich sind wir einer gewaltigen Flut verschiedener Eindrücke und Einflüsse ausgesetzt. Bei manchen Menschen kann dies zu innerer Zerrissenheit und Unausgeglichenheit führen. Konzentrationsmangel, Benommenheit, sich im Kreis drehende Gedanken, Schwindel und ein Mangel an Entscheidungskraft können die Folgen sein. Menschen, die nur schwer Zugang zu ihrer „inneren Mitte“ finden, sprechen oft sehr gut auf eine homöopathische Zubereitung der Heilpflanze an. Seelische Unausgeglichenheit geht oft auch mit einer Trübung der Augenstrahlung einher. Betrachten wir die Augen als Fenster der Seele, so vermag Daucus carota zerstreute Kräfte wieder auf den Mittelpunkt zu führen und den Blick für das Wesentliche zu schärfen.

Ist es da nicht wunderbar eine „pflanzliche Ärztin“ zur Unterstützung an Ihrer Seite zu haben? Die sich schmückt mit einem Spitzenkragen aus Hochblättern („Hülle“), weshalb sie im Englischen auch „Queen Anne’s Lace“ genannt wird, also der Spitzenkragen am Kleid der Königin Anne.

Zauberhaftes

Ein Ruheplatz fürs Püppchen

Die wilde Möhre als Sessel fürs Herzpüppchen. Ein idealer Wohlfühlplatz in der Natur.

Nachhaltige Geschenkverpackung

Für Ostereier oder für den Hochzeitsring für Naturbegeisterte.
Sehen Sie sich dafür mein Video über die Wilde Möhre an.

Viel Freude dabei!